VW T3 WESTFALIA Club Joker: Reisen und Informationen

-Fotografie & Geschichten-


Volkach/Escherndorf - Im VW T3 WESTFALIA an die Mainschleife

Roadtrip im VW T3 WESTFALIA Club Joker

Campingreise Escherndorf, Volkach, Mainschleife

3 Kommentare //

 

  Eindeutig, es ist Herbst. Laubherbst, Lichtherbst, Stimmungsherbst und auch wieder einmal Bulli-Herbst. Gut möglich, dass ich mich auf der letzten Mehrtagestour in 2023 befinde. Unaufhaltsam zieht es heran, und präsentiert sich als diese klamme, feuchte, lichtarme Jahreszeit, deren Charakteristik die Melancholie ist. Diese Stimmung ist nichts für jedermann. Auch nicht für mich. Am erträglichsten ist sie dann hier vorne, wo ein einsamer Zeiger vor dezent beleuchteter Armatur nach oben zeigt. Oder in Fahrtrichtung, je nach dem.

  Es ist noch gar nicht spät am Tag, doch es wird dunkel. Die Lichter entgegenkommender Fahrzeuge fegen wie Laserschwerter durch den Innenraum, aber die können mir nichts. Es ist behaglich, und es fühlt sich gut an, im besten Auto der Welt unterwegs zu sein. Es rollt wunderbar. Da ist das gleichförmige Brummen der Räder am Asphalt, wie ich das liebe! Und so nehme ich das Gas noch etwas mehr zurück, es kommt eh nicht drauf an, ich habe alle Zeit der Welt.

 

 Was waren das für beschauliche Zeiten, als der schlimmste Anteil der Abendnachrichten nur aus irgendwas mit Ozonloch bestand, oder aus Meldungen zu Klaus Kinski, der wieder in einem seiner legendären Interviews vulgär und sexistisch ausgetickt war. Ich knipse das Autoradio trotzdem an, in der zarten Hoffnung, möglichst keine apokalyptischen Beiträge zu Baustellen, Unfällen, Kriegen und dem Klima zu erhalten.

  Dem ist tatsächlich so, denn an mein Ohr dringen stattdessen bahnbrechende Neuigkeiten zum sogenannten Slow Travel. Langsames Reisen ist demnach einer der großen Reisetrends für 2023. Wow, und nicht das Auto ist gemeint, sondern der ganze Rest. Dann folgt sowas wie die Palette der Slow-Travel-Top-Themen, wie sie von Abendschulen stammen könnten. Nachhaltig, bewusst, achtsam, individuell, stressless, alles ist dabei. Und ich ahnte es bereits, die Dame im Radio kriegt die Kurve zu meinem Lieblingsthema. Slow Travel im VanLife-Van. In meinen Gedanken zitiere ich kurz Kinski, lasse es aber dann. Slow weit, slow gut.

 

Roadtrip zur Mainschleife im VW T3 WESTFALIA Club Joker

Unterwegs im VW T3 Westfalia Club Joker
Mainfähre Escherndorfer Campingplatz

 

 

 

 

Gefühlt ist es Nacht,

als ich gegen 21h am Campingplatz

an der Mainschleife ankomme.

 

Von der Landschaft um mich herum

ist kaum etwas zu erkennen,

die Stille hier tut gut.

 

Selbst die kleine Fähre

neben der Campinganlage ist schon

in der Nachtruhe angekommen und hat

am gegenüberliegenden Ufer festgemacht.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  Wie von alleine sind morgens die paar Handgriffe getan, die sich über viele Jahre zu Selbstverständlichkeiten eingeschliffen haben, und über die ich kaum mehr nachdenken brauche. Mein Kopf fühlt sich erholt an nach einer recht langen, ersten Nacht, und der Magen hat den Kaffee und die Toasts gut vertragen. Viel zu schauen gibt´s am Platz nicht. Um die Anmmeldung und das Toilettenhaus herum stehen fast schon eng geparkt ein paar größere Wohnmobile und Wohnwagengespanne. Obwohl alles an Bord, ist den Besitzern dieser Umstand wenig wichtig. Der kurze Weg in Flipflops und Bademantel von der Wohnwagentür zum Sanitärgebäude ist Argument genug, und es ist einfach zu verführerisch.

 

  Eigentlich ganz schön so, mir kommt das entgegen, denn optisch gefälliger ist es weiter unten, wo ich mich hinbegeben habe. Dort sind die Stehplätze offener, und liegen alle mit Blick auf den Main. Hier ist überhaupt nichts los. Ein einzelnes, hartgesottenes Paar mit klitzekleinem Zelt und Fahrrädern ohne E hofft auf wenigstens ein bisschen Abtrocknen der Ausrüstung, bevor sie alles verstauen und weiterradeln. Ansonsten stehen in diesem Teil des Campingplatzes überwiegend Bullis. Kann ich bestens verstehen.

 

Roadtrip zur Mainschleife im VW T3 WESTFALIA Club Joker

 

  Die Hauptattraktion, die ich sehe, ohne mich vom Bus aus fortzubewegen, ist eben diese kleine Fähre, die direkt nebenan hin- und herfährt. Die Leute hier nennen sie liebevoll "Mainkuh". Vielleicht ist diese seilgeführte Fähre ja tatsächlich vom Gemüt her vergleichbar mit einer unaufgeregten, träge vor sich hin schaukelnden Kuh. In stoischer Ruhe schubbert sie auf der immergleichen Linie von einem Ufer zum anderen, dann wieder zurück, und das alles im nicht enden wollenden Service für die Menschen der Region. Das hat wirklich ein bisschen was von den unreflektierten Gleichgängen eines Rindes. Personen, Radfahrer und Leute mit Auto wären jedenfalls ganz schön arm dran, gäbe es die Mainkuh nicht.

 

  Düster klingt das, "Fährmann, hol´ mich über den Fluß!"  Und auch, wenn sicher nicht jede Überfahrt ins Reich der Toten führte, so erzählt mir ein älterer Mann, dass hier schon im Mittelalter Fähren gefahren sind. Er wohnt seit seiner Geburt hier im Ort, und er weiß zu berichten, dass erst in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts die eisenbeschlagenen, nicht überdeckten Eichenboote durch eine geführte Fähre ersetzt wurden.

 

 

  Die Schiebetür läuft aus ihren Schlössern, ich habe den großen Rucksack startklar. Die Mainschleife samt Gegend drumrum ist schon eine sagenhaft schöne Landschaft. Außer dieser Tatsache an sich, ist es aber auch die größte Flussmäanderlandschaft Bayerns. Inmitten der fränkischen Weinberge, die bis an die Mainschleife reichen, liegt der Weinort Volkach. Dorthin begebe ich mich, es sind knapp 5 Kilometer, wenn man den erbaulichen Umweg über die Vogelsburg wählt.

 

Eine Drohne besitze ich keine.

Mir ohne Flügel einen Überblick zu verschaffen

geht daher nur auf einem Drohnenfoto,

das sich am Campingplatz findet.

 Alles weitere erfolgt auf Schusters Rappen,

und diese gute, alte Variante mag ich.

 

Vom Campingplatz zur Ortsmitte Escherndorf sind es keine 200 Meter.

Obwohl die Wetterlage heute eher durchwachsen und nass ist,

zählt die Maingauklimazone, in der auch Escherndorf liegt,

zu den trockensten und wärmsten Zonen Deutschlands.

Kein Wunder, dass der Wein sich hier wohlfühlt,

und mir geht´s ähnlich.

 

Der kleine Ort Escherndorf, so schön er auch ist,

ist schnell durchschritten, und ich schreite die 400 Stufen durch die Weinberge

hoch zur Vogelsburg. Früh am Morgen sieht alles noch eher verwaist aus,

aber der Ausblick von hier oben ist zu jeder Zeit klasse.

 

 

  Von der Vogelsburg lässt sich auf 2 Varianten nach Volkach gehen. An der Straße entlang führt parallel ein Fuß- & Radweg, und im Zickzack lässt sich auch durch Weinberge und Felder bis Volkach laufen. Den schönen Weg durch die Weinberge verwahre ich mir für den Rückweg. Ist man einmal unterwegs auf den Höhen zwischen Escherndorf, Vogelsburg und Volkach, fallen immer wieder 2 Gebäude besonders ins Auge. Einmal ist es eben die Klosteranlage Vogelsburg, und zum anderen die Kirche auf der anderen Flussseite. „Maria im Weingarten“ heißt sie, und da ist der Name Programm. Während meiner Wanderungen über Tag sehe ich immer mindestens ein Gebäude der beiden. Da aber sowohl Vogelsburg, als auch Maria im Weingarten Eintritt verlangen, und mir Kirchen von außen oft besser zusagen, als von innen, gebe ich mich mit deren Wirkung in der Landschaft zufrieden.  

 

 

  Noch weit vor Mittag erreiche ich Volkach. Über die große Mainbrücke hinweg, sind es dann nur noch wenige Meter bis in die Altstadt.

 

Alter Bahnhof Volkach/Mainschleife
Alter Bahnhof Volkach/Mainschleife

 

  Volkach lebt hauptsächlich von 2 Dingen. Nämlich vom Wein, und vom Tourismus. Ich finde, das ist eine geniale Mischung. Und auch die Wetterbedingungen müßte man streng genommen als dritte angenehme Konstante hinzu zählen. Denn die sogenannte Maingauklimazone, in der mittendrin Vokach liegt, zählt zu den trockensten und wärmsten Zonen Deutschlands. 

 

  Betritt man die Stadt vom Main aus, fallen linker Hand Gärten auf, die deutlich unterhalb der Häuserzeilen liegen. Es sind die sogenannten Grabengärten Volkachs. Sie befinden sich im ehemaligen Graben, der sich vor der Stadtmauer befand.

 

 

  Ungewohnt bunt zeigt sich alles. Pastellhaft und teilweise auch kräftig, leuchten die vielen Farben die Straßen entlang. Farbtöne in apricot, blau, rosa, gelb und mehr, mischen sich ungewohnt mutig mit der mittelalterlichen Erscheinung des Ortes. Sich hier umzuschauen und in die Gassen zu blicken, ist jedesmal so, wie in einem bunten Bilderbuch zu blättern. Ein paar Touristen streifen durch die Gassen. Wobei, sie sind eher von der unaufdringlichen Sorte, von daher sollte ich sie fairerweise Reisende nennen.

 

Automobiler Klassiker in Volkach/Mainschleife
Automobiler Klassiker in Volkach/Mainschleife

 

  Obwohl der Ort, und vor allem seine Altstadt, in recht kurzer Zeit zu durchschreiten geht, halte ich mich über vier Stunden dort auf. Mich treibt ja nichts. Und so erhasche ich Blicke in gemütliche, verschwiegene, aber längst noch nicht geöffnete Hinterhof-Lokale, sehe den Leuten, die hier wohnen, bei ihren morgendlichen Tätigkeiten zu, und finde sogar das in die Jahre gekommene Freibad, über das sich längst die Winterruhe ausgebreitet hat.

 

 In den verwinkelten Gassen, die in zweiter bis dritter Reihe liegen, erhasche ich sogar noch den Hauch morbiden Charmes, den ich wirklich mag. Leben und Wohnen, was nicht auf Hochglanz herausgeputzt ist, wirkt auf mich oftmals viel lebendiger, echter, und unverstellter. Für mich enthalten genau diese vom Verfall geprägten Zustände eine Schönheit, die nicht künstlich herstellbar ist. Sie ist schlicht und einfach mit der Zeit gewachsen. Ohne warme Jacke geht heute nichts. Für einen Tag im Oktober ist es angemessen, auch hier ist es längst Herbst. Dennoch finden sich Blumen und Blüten, die ihre Blätter noch nicht abgeworfen haben.

 

 

  Eine letzte, gemütliche Runde gehe ich durch den schönen Ort, und dann ist es wieder die große Mainbrücke, über die ich Volkach verlasse. Im Zickzack durch die Weinberge, und noch ein letztes Mal hoch über die Vogelsburg, bleibt Zeit genug, die Eindrücke sacken zu lassen. Auch solche kurzen Mini-Reisen sind toll! Nicht nur der viel beschworene Tapetenwechsel tut gut, sondern da ist auch immer noch etwas, das sich schlecht fassen und beschreiben lässt. Vielleicht Ruhe, Erhabenheit, oder irgend etwas, das ein Gefühl von Purheit auslöst. Mir geht es jedenfalls nicht aus dem Kopf, und selbst, als ich am Campingplatz meine 7 Sachen packe, suche ich im Geiste immer noch danach. Danach, was es ist, das ich meine.

 

  Losfahren, wann man mag, egal wohin und ohne festes Ziel, kreuz und quer ohne Navi oder Karte, sich einfach mal nicht von Plänen, sondern von Gefühlen treiben lassen, und den Gedanken dabei genauso freien Lauf gönnen, wie sich selbst. Ich kenne das gut, und doch erscheint es mir immer wieder neu, wenn ich auf Tour bin.

 

Roadtrip zur Mainschleife im VW T3 WESTFALIA Club Joker
Roadtrip zur Mainschleife im VW T3 WESTFALIA Club Joker

 

  Es ist gut möglich, dass wir auf Reisen zu der Person werden, die wir jederzeit hätten sein können. Doch bestimmte Umstände, Zwänge und eigene Entscheidungen haben dazu geführt, dieser ursprünglichen Variante von uns selbst immer nur dann zu begegnen, wenn wir losgelöst des Gewohnten agieren. Plötzlich fühlt sich alles viel leichter an, und gleichzeitig stellt sich eine hohe Intensität ein, die sonst über lange Zeit so nicht vorhanden zu sein scheint. Da schauen wir uns um, und finden uns plötzlich inmitten all´ der Wunder wieder, die wir eigentlich als undenkbar erachten. Doch genau das ist die Wirklichkeit.

 

                                                                                                                                         Herzliche Grüße, Dirk Trampedach

 


2023 © DT-Classics


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Kommentare: 3
  • #1

    Joachim Heina (Dienstag, 31 Oktober 2023 09:27)

    Hallo Dirk, danke für die starken Bilder aus deines Club Joker Herbstabschluss-Trips. Und einmal mehr anregend deine passenden Texte dazu. Sie animieren, die schönen Momente und auch kleinen Dinge bewusst wahrzunehmen und sie im Hier und Jetzt dankbar zu geniessen.

  • #2

    Dirk von DT-Classics (Dienstag, 31 Oktober 2023 17:57)

    Lieber Joachim,

    es war ziemlich schön, zum Ende der Saison in den Genuss zu kommen,
    nochmal 5 Tage on the road zu sein. Selbst 2 Tage reichen manchmal,
    aber wem erzähl´ich das... ;-)

  • #3

    Klaus Leppardt (Donnerstag, 21 Dezember 2023 19:14)

    Als Abschluss eines Jahres sind tolle Fotos geglückt, und die Texte dazu machen alles perfekt. Es macht riesig Spass, kreuz und quer zu lesen, DT-Classics ist und bleibt eine Liga für sich. Frohe Weihnachten, und guten Rutsch (besser nicht!) ins neue Jahr.

    Beste Grüße, Klaus