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Viele Gelegenheiten , mich in den T3 zu setzen, und das gute Unterwegssein zu geniessen, wird es so spät im Jahr eher nicht mehr geben. Heute ist aber nochmal eine. Mein Ziel ist diesmal unter anderem Burg Eltz an der Mosel.
Ich starte also schon im frühen Morgen gen Westen. Der dichte Nebel begleitet mich bis ins Rheintal, und der sonst obligatorische Blick von der Brücke fällt somit diesmal aus.
Rein in den Nebel über´m Rhein.
Immer regelmäßiger schiele ich während der letzten Fahrten durch das Lenkrad auf den Kilometerstand. Unaufhaltsam nähern sich die Rädchen einer Konstellation, die außer einer 3 vorne, alles weitere auf Null dreht. Nicht mehr lange hin, und es stehen dort 300.000 Kilometer! Mir ist schon bewußt, dass das so manchen VW Bus Fahrer schmunzeln läßt, denn viele Bullis sind an dieser Marke lange, lange schon vorbei. Für mich ist es allerdings schon etwas Besonderes. 300.000 Kilometer sind halt kein Pappenstiel, und außerdem habe ich in meinem Leben noch nie ein Fahrzeug besessen, mit dem ich diese Marke überwunden habe. Um sie tatsächlich zu erreichen, dazu wird es bei diesem Road Trip allerdings dann doch noch nicht kommen.
Später kommt dann die lange vermisste Sonne zum Vorschein. Die eigentlich im Herbst als rau bekannte Eifel zeigt sich von einer besonders charmanten Seite. Auf kleinen und noch kleineren Strässchen cruise ich von der A4 aus durch diese abwechslungsreiche Gegend. Wenn ich zum Fotografieren aussteige, um den Bulli samt der Umgebung einzufangen, rauschen die anderen Leute in ihren modernen Autos fröhlich winkend oder Daumen hoch hupend an mir vorbei. Nicht selten wird in so Situationen deutlich, wie alt ein VW T3 mittlerweile ist, und wie selten anzutreffen er im Strassenverkehr ist. Wir bewegen ganz schön betagte Klassiker.
Im Abend erreiche ich dann das Moseltal. Steil windet sich die Straße aus Müden herauf zum angepeilten Wanderparkplatz "Müdener Berg".
Der liegt in direkter Nachbarschaft zu einem Rübenfeld, auf dem der Farmer mit einer Höllenkiste von Maschine bis tief in die Dunkelheit hinein die Früchte aus dem Acker befördert.
Kaum vorstellbar, wie so eine fahrende Fabrik Rüben aus der Erde holt, ohne die Erde gleich mitzunehmen. Und wie es scheint, bleiben die Rüben dabei sogar heil.
Die Außerirdischen auf Rübensuche.
Zwei klassische 80er Jahre Dekors am VW Bus T3.
Hier oben in guter Ausgangslage für eine Wanderung zur Burg Eltz, treffe ich Susanne und Nils, mit denen ich verabredet bin. Weit von Norden her sind die beiden angereist, um hier an Rhein und Mosel eine "Landvergnügen"-Tour zu unternehmen. Ihr VW Bus T3 mit dem Ausbau von TECA eignet sich neben 1000 anderen Anlässen für so ein Mikro-Abenteuer bestens, und der Bus ist wirklich eine Schau.
Nils ist jemand, der auch schon recht lange in der digitalen Bulli-Welt aktiv ist, aber eben nicht nur. Das macht es möglich, sich mit den Bullis irgendwo zu treffen, und genau das tun wir.
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Zumindest was VW Busse anbelangt, ist Diversität ein alter Hut. Bei einem solchen Treffen zeigt sich das einmal mehr. Hier und heute passt das bestens, denn noch unterschiedlicher könnten die Fahrzeuge kaum sein. Der Umgang macht´s, und ich finde es äußert langweilig, wenn alles gleich gemacht, und gleich gedacht würde. Ein bisschen Respekt davor, wie der Rest der Welt außer einem selbst über gewisse Dinge denkt, kann sicher helfen. Mit Ideologien ist selten Gutes angestiftet worden. Hier oben in den Höhen der Moselberge wird mir schlagartig klar, wie schön Unterschiedlichkeit ist. Manchmal reicht es eben, sich ein paar Bullis anzuschauen, Einblicke in anderer Menschen Welten erhaschen zu dürfen, und dann dran vorbei, noch ein gutes Stückchen weiter nach vorne zu sinnieren.
Burg Eltz.
Steil bergab folgen wir später dem recht gut markierten Wanderweg. Er führt hinunter zur Burg Eltz. Diese fantastisch ausehende Burg, die übrigens auch einen der alten D-Mark-Scheine zierte, liegt seltsam versteckt im Tal der Elz, und man sieht sie meist erst, wenn man mehr oder weniger schon vor ihr steht. Seit 800 Jahren ist die Burg im Besitz derselben Adelsfamilie.
Bei schönem Wetter ist hier die Hölle los. Bis vor die letze Hügelkette zwischen Mosel und der Burg, die in einem Seitental liegt, läßt sich außer mit Pkw´s auch per Reisebus fahren, der recht große Parkplatz ist dafür ausgelegt. Einige Teile der Burg sind zu besichtigen. Direkt hinter dem Burgtor zeigt sich auch gleich das Kassenhäuschen, an dem man seine Pfründe abzugeben hat. Wie in alten Zeiten. Wir ersparen uns das. Das "Fahrende Volk" blieb damals auch oft vor den Toren der Festungen, irgendwie kann ich das nachvollziehen.
Keine Menschenmasse vor Ort.
Die Lage der Burg ist schon einzigartig. Vermutlich hat unter anderm das dazu beigetragen, dass sie durch die Jahrhunderte nie eingenommen wurde. Die alten Handels- und Fernwege, die wohl damals eher durch das heute kaum begangene Elztal hoch zum Maifeld führten, sind heute nicht mehr in der Weise aktiv genutzt. Hier finden sich nun die Wanderer und Mountain Biker. Für alles andere gibt es die Asphaltbänder, die eben dort verlaufen, wo Strassen damals nicht zu bauen möglich war.
Für uns drei, oder strenggenommen, plus Hund vier, ist diese feine Wanderung die erste und vorerst einzige Aktion. Zurück an den Bussen koche ich noch einen letzten Kaffee, und dann drehen sich die Räder heimwärts. Leider. Ein paar wenige gemeinsame Kilometer gelingen uns dann doch noch auf der kleinen, kurvenreichen Strasse zurück hinunter nach Müden an die Mosel. Und da ist es plötzlich wieder, dieses Road-Feeling, dieses einzigartige Reise-Gefühl, das sich schlagartig einstellt, wenn es mit mehr als nur einem VW Bus auf Tour geht...
Klasse Panorama-Parkplatz für 2 VW Klassiker hoch über der Mosel.
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Adé, und eine gute Reise...
Abreise.
Eine Tagestour dauert eben genau nur einen Tag, und ich habe noch ein Stückchen vor mir bis nach Hause.
Seltsamer Weise reichen manchmal nur ein paar wenige Stunden, um sich dann sehr gut vorstellen zu können, gleich noch ein paar gemeinsame Tage dranzuhängen.
Hier ist gerade so ein Manchmal.
Dirk Trampedach
2021 © DT-Classics
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Lars Rickl (Dienstag, 19 Oktober 2021 19:40)
Schöne Gegend, schöne Bullis, klasse. Nach 300.000KM sieht der Bus auch gar nicht aus, Glückwunsch!
Ben (Mittwoch, 20 Oktober 2021 11:19)
Sehr schön lieber Dirk !
Die Burg Eltz ist wirklich sehenswert.Nicht nur von außen :-) Auch die lustige Führung kann man da sehr empfehlen.Bei solchen Tagestouren wünsche ich mir immer das der Tag doch besser mind.28 h hätte...
Beste Grüße Ben
Dirk von DT-Classics (Mittwoch, 20 Oktober 2021 19:41)
Hallo Lars Rickl,
herzlichen Dank für die Blumen!
LG, Dirk
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Hi Ben,
lustige Führung? Gut zu wissen, dann habe ich ja nochmal einen Grund, dorthin zu fahren.
Aber wahrscheinlich wäre dieser Tag mit Niemandem vor Ort genial gewesen.
Herzlich, Dirk
Hannes (Montag, 25 Oktober 2021 19:15)
Das ist ein schöner Tagesbericht, zu dem ich mir viel mehr Fotos gewüscht hätte. Die Beiträge lesen macht wirklich Laune. Die Fotos finde ich noch mehr als richtig gut, Respekt und danke auch dafür!
Hannes
Dirk von DT-Classics (Dienstag, 26 Oktober 2021 06:30)
Hallo Hannes,
das sind wirklich alle brauchbaren Fotos des Tages, vielen Dank für deinen netten Kommentar samt Wunsch!
Liebe Grüße, Dirk
Rolf Hollstein (Freitag, 19 November 2021 20:25)
Das habe ich schon sehr oft beim Lesen diverser Tourenbeiträge hier gedacht, sowas geht einfach nur so einfach, wenn man einen VW Bulli hat. Der weiße Bus ist wirklich schön.
Dirk von DT-Classics (Samstag, 20 November 2021 09:38)
Hallo Herr Hollstein,
danke dafür, es mal so hervorzuheben, denn sie haben völlig recht. Im Einfachen liegt ein großer Segen. Mich wundert es gerne, wenn ich sehe, wieviel teilweise an 10tausenden € ins Thema VanLife gepumpt werden, um dann möglichst einfach loszuziehen. Gedacht war das ursprünglich irgendwie anders.
Ihnen eine gute Zeit, und möglichst bald einen VW Bus... ;-)
Herzliche Grüße, Dirk Trampedach