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Es ist Sonntag, und es ist 5:57h in der Frühe. 3 Minuten verbleiben noch bis zum ersten Pieps des Weckers. 3 Minuten, ich weiß das ganz genau, denn ich bin sowieso längst wach. Das Fenster im Schlafzimmer ist gekippt. Seit kurz nach vier singen scheinbar alle dreihundertfuffzich Singvögel unseres Viertels nur für mich. Nicht viel später ist es dann auch hell. Ich schiebe das Wählhebelchen vom Weckeralarm von "an" nach "aus", und den Schalter meiner inneren Lebensgeister von "dösen" auf "wach".
Heute ist ein Tag, an dem ich für mich bin. Nicht einsam, aber alleine.
Die Fähigkeit, alleine sein zu können, stärkt das Selbstvertrauen.
Bin ich alleine unterwegs, , gilt es, auf mich alleine zu vertrauen und unabhängig zu handeln.
Wer alleine sein kann, und es mit sich aushält, ist weniger abhängig von anderen und entwickelt eine innere Stärke,
die einem in verschiedenen Lebenssituationen zugutekommt.
Das Gefühl, auch im Alleinsein zufrieden und geborgen zu sein, ist eine wertvolle Ressource.
Trinken müsste ich ihn gar nicht. Denn schon alleine der Duft von frisch gebrühtem Kaffee macht was mit mir. Ich würde sagen, etwas Elementares. Ich trinke ihn natürlich trotzdem, und genehmige mir Toast mit guter Butter und Honig dazu. Ach ja, und ich versuche dabei mal wieder glücklos, mir beim Beeilen möglichst Zeit zu lassen. Nicht so einfach bei den Aussichten, die der heutige Tag des Alleinseins im Angebot hat.
Alleinsein kann schön sein. Vor allem dann, wenn es nichts zu tun hat mit einsam sein. So, wie heute, im nicht einsamen Alleinsein. Im besten Automobil der Welt habe ich diesen Umstand in Bewegung umgesetzt. Im VW Bus bin ich herum gecruist, bin spazieren gegangen, und habe ein wenig vor mich hin philosophiert.
Das geht hier in diesen Gefilden wunderbar einfach. Denn, wo ich lebe, ist Heimat, und etwas weiter weg ist es das immer noch. Immer heimisch, gut vertraut, und doch auch eine immer neue, nahe, inspirierende Fremde.
Wer ist heute nicht in digitalen Umständen aktiv? Die Welt um mich herum ist es jedenfalls sehr.
Selbst ein profaner Alltag ist zunehmend von ständiger Vernetzung, sozialen Medien und hektischem Alltag geprägt.
Wie gut tut es da, auch einfach mal ohne alles das alleine zu sein.
Mit jedem Faden, mit dem sich das digitale Netz um uns herum enger spinnt,
gewinnt die Fähigkeit, alleine sein zu können, immer mehr an Bedeutung.
Wenn ich es mir recht überlege, ist diese Fähigkeit nicht nur eine Frage der Selbstständigkeit,
sondern auch ein wichtiger Bestandteil unseres emotionalen und geistigen Wohlbefindens.
Der Tag wirkt heute morgen in seiner frühen Helligkeit älter, als ein Sonntagmorgen um kurz nach 7 sein kann. Schmunzeln muss ich, als mir der Gedanke kommt, wie ich eigentlich sonntags um 7 Uhr in der Früh wirke. Das Einsteigen vorne in meinen VW Bus gelingt dann zufriedenstellend geschmeidig, fast wie eh und je. Zwei Hübe aufs Gaspedal, Schlüssel rum, Boxerklänge schallen durch die Gärten. Die dreihundertfuffzich Singvögel verstummen schlagartig, so, als hätten sie sich vor Schreck auf die Zunge gebissen. Das bekomme ich inmitten der sonoren Kaltstartsymphonie aber nicht mehr mit.
Wenig Wasser ist im Fluss. Behutsam schließe ich die Türen, und gehe ein wenig näher. Hier im Oberlauf gibt es noch keine Auenwälder, und keinen kleinen Yachthafen. Und so kehre ich zurück ohne mich lange aufzuhalten, und starte erneut den Boxer im Heck. Klar, ich wusste sehr wohl, wohin ich heute fahren wollte. Aber ist das wirklich wichtig? Es gibt Tage, an denen ich von irgendwo nach anderswo fahre, und im Alleinsein am liebsten gar nicht ankäme. So ein Tag ist heute. Der bis zum Brechreiz abgedroschene Slogan „Der Weg ist das Ziel“ ist es scheinbar doch wert, beizeiten nochmal hervorgekramt und bedacht zu werden.
Viele kreative Prozesse und Ideen entstehen in Momenten des Alleinseins.
Alleinsein fördert die Konzentration und ermöglicht es, sich ungestört auf Projekte, Hobbys oder neue Gedanken zu konzentrieren.
Es ist eine Zeit, in der Inspiration wachsen kann, ohne Ablenkung durch äußere Einflüsse.
Während solcher selbst kleineren Touren kommen mir durchaus auch die Gedanken, dass es nicht nur genussvolles Alleinsein ist, wenn ich so für mich unterwegs bin im WESTFALIA Club Joker. Denn irgendwie ist es auch ein Übrigsein. Ja, so in der Art ist das. Ich bin in gewisser Weise übrig geblieben. Kennt Ihr das? Etliche Konstellationen von Gruppen, Vereinen, Gemeinschaften durchlebt man in vielen Jahren. Auch etliche an VW-Bus Interessensgrüppchen sind durchlebt. Große, kleine, wilde, zahme, alles war dabei.
Es war und ist ein Kommen und Gehen. Nach wie vor kommt Neues, das ich sehr schätze. Doch was spontanes Reisen anbelangt, also dieses „Einfach-Mal-Machen“, da vernehme ich ein überwiegendes Gehen. Für solche Sachen ist nahezu niemand mehr geblieben. „Einfach-Mal-Machen“ ist Aufwand. Die Lücken zu finden, aufwandlos loszuziehen, und die Leichtigkeit, es einfach zu tun, liegen in den Nebelbänken dieser Zeit.
Alleinsein hat mich zumindest gelehrt, dass das Zusammensein mit anderen etwas ziemlich Schönes ist. Und das Zusammensein mit anderen hat mich auch gelehrt, dass manchmal das Alleinsein etwas ziemlich Schönes ist.
In einer Welt, die oft auf Gemeinschaft und Austausch fokussiert ist, sollten wir die Bedeutung des Alleinseins nicht unterschätzen.
Sie ist kein Zeichen von Einsamkeit im negativen Sinne, sondern vielmehr eine Chance auf Selbstentdeckung, Ruhe und inneres Gleichgewicht.
2025 © DT-Classics
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Werner (Mittwoch, 28 Mai 2025 12:53)
Lieber Dirk,
es geschieht selten, dass ich Blogbeiräge mit meinen Liebsten teile. Dieser Beitrag macht eine Ausnahme, weil er vieles in sich trägt, was auch ich in meinen eigenen Farben empfinde: Das Alleinesein und sich dabei gleichzeitig aber in einer Gemeinschaft aufgehoben wissen. das Finden kreativer Impulse, wenn man mit sich und seinen Gedanken auf (Kurz-)reisen ist und auch das "Kommen und Gehen" von Gemeinschaften in Vereinen.
Wenn ich so alleine bin - bei mir ist es das Rad - dann bin ich "nah"am Leben: Ich kann es "schmecken", ich kann es spüren, es berührt mich und ich lasse mich berühren. Wenn ich dann in diesen Momenten auf einer Bank sitze und in die Landschaft schaue, dann stelle ich fest, wie schön das Leben sein kann. Wie wenig es am Ende doch braucht. Es ist ein "Minutenglück". Wie schön, dass es irgendwo Menschen gibt, die ähnlich fühlen.
Danke Dirk für diese Nähe in der Ferne,
Werner
Jürgen (Mittwoch, 28 Mai 2025 20:40)
Lieber Dirk,
was für ein wunderschöner Text.
Es gibt nicht viele Menschen, die Alleinsein genießen können.
Ich kann es und deine Worte treffen mich und ich fühle mich unglaublich wohl damit.
Vielen Dank für diese schönen Textstellen und die schönen Bilder.
Liebe Grüße Jürgen
Dirk von DT-Classics (Donnerstag, 29 Mai 2025 11:08)
Lieber Werner, lieber Jürgen,
es ist mir eine große Freude, gerade euch beide im Austausch mit mir und meinem Tun & Schaffen zu wissen! Das hat im "Dreieck" unserer Blogs tatsächlich etwas sehr Bereicherndes für mich, für das ich wirklich dankbar bin!
Eine beseelte Zeit für Euch, alles erdenklich Gute,
Dirk