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VW T3 WESTFALIA Club Joker: Reisen und Informationen

-Fotografie & Geschichten-


Im VW T3 WESTFALIA Club Joker zum "Freistaat Flaschenhals"

11.-13. Mai

 

 Raus, Tapetenwechsel, einfach mal was anderes sehen, so ist die Idee. Aber wohin? Zeit ist von Freitag bis Sonntag, die Wetterprognosen ab Sonntagmittag spätetens wieder kräftig im Soll. Und wir möchten nicht länger als nötig im Auto sitzen, selbstredend.

 Seit gut 20 Jahren geistert die Idee in mir, SULEIKA nochmal zu besuchen. SULEIKA ist rheinischer Natur, und mit über 60 Jahren nicht mehr die Jüngste. Aber sie hat einiges zu bieten, was die meisten anderen nicht haben.

 

 SULEIKA, das ist ein Campingplatz. Weit oben, hochgelegen über dem Rhein, liegt er fast schon unwirklich schön in saftiger Steillage in einem engen, terrassierten Tal. Kein Lärm, kein Hochwasser, keine Schnaken. Wer hier her findet, ist kein Zufallsgast. Die Wege in die Touristenorte sind lang, zu Fuß kaum machbar, und wenn schon. Rüdesheim ist schon gesäumt genug von touristischen Stereotypen, da also müssen wir nicht auch noch hin.


"Freistaat Flaschenhals" im VW T3 WESTFALIA Club Joker.
"Freistaat Flaschenhals" im VW T3 WESTFALIA Club Joker.

 

 Kurz hinter Lorch beginnt die Zufahrt hoch zum Campingplatz, und sie ist dermaßen lang und gewunden, dass in mir kurzzeitig der vage Verdacht aufkommt, ich hätte mich inmitten der Rebenlabyrinthe verfahren. Weit gefehlt, alles ok, es sind gut 2-3 Kilometer, und knapp die Hälfte davon ist an diesem Aussichtspunkt geschafft. Das Wetter ist einer Weingegend entsprechend, Rastbänke mit Blick auf den Rhein einladend, und es ist eine Lust, mit dem alten Camper hier herauf zu schnurren. Take a break...

 

 

 Mal spielt sich der Rhein in seinem Tal voll und ganz in den Vordergrund, und ein anderes Mal bildet er die Traumkulisse für die kleinen feinen Dinge am Wegesrand. Schauen und staunen löst sich hier ab mit verweilen, ruhen, und einfach nur mal dasitzen.

 

 

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 SULEIKA liegt im FREISTAAT FLASCHENHALS. Was sich wie ein humorvoller Begriff anhört, den sich vielleicht die Touristikbranche für diese Region ausgedacht haben könnte, ist in Wahrheit ein Gebiet, dass eine skurile historische Geschichte hat.

 Der FREISTAAT FLASCHENHALS ist ein recht schmaler Streifen, der bei der Besetzung durch die Alliierten nach Ende des 1. Weltkrieges nicht besetzt wurde, allerdings von Rest des unbesetzten Deutschlands total isoliert war. Der heute historische FREISTAAT FLASCHENHALS liegt im oberen Mittelrheintal, welches zum UNESCO-Welterbe gehört. Viele Male durch die Jahrhunderte hinweg war dieses Gebiet Schauplatz von wichtigen historischen Ereignisse, zu denen sicher auch die Umstände des  „Freistaates Flaschenhals“ zählen. Wer sich dazu etwas mehr informieren möchte, was sich auch durchaus lohnt, findet im Internet reichlich Gelegenheiten. Aus erster Quelle finden sich flaschenhalsgebündelte Informationen

                                                                                                  hinter dem Button:

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SULEIKA; Der Blick reicht weit hinunter, und nur sehr wenig dringt nach hier oben. Entgegen der meisten Campingplätze, die unmittelbar am Fluß liegen, ist es hier still.

Keine Binnenschiffe, die binnen Minuten wie an der Schnur gezogen vor der Schiebetür flußauf und -ab stampfen, kein Güterzug, der sonst gefühlt ständig zwischen Rhein und Weinbergen herdonnert, und auch keine Reisebusse voller Touristen, die hier binnen 10 Tagen ein Stück vom ganzen Europa kennen lernen. So die Theorie. Pro Terrasse finden sich hier höchstens 2 Fahrzeuge Platz. Und keiner steht dem anderen in der Sicht.

 

Als Camper haben wir eigentlich immer alles dabei. Auch Verpflegung. Zu wenig hat kaum einer an Bord. Dennoch ist es ratsam, hier auch mal die eigenen Vorräte zu verwahren, und im Weinhaus Platz zu nehmen. Es ist sehr speziell, und hat etwas vom Charme einer Zeit, in der alles rustikal zu sein hatte. Dunkles Holz, altbackene Bilder und Fotos, Geschichte pur eben. Die wenigen Plätze, die für die abendlichen Mahlzeiten reserviert werden können, sind beliebt und schnell vergriffen. Bei komplett frisch zubereiteten Speisen und einem Schoppen köstlichen Rebensaftes aus der Region, läßt sich auf der Terasse sitzend ein langer Tag vortrefflich abrunden.


 Wanderung nach Lorch.

 

Manches ist hier alt,

hat Geschichte,

und überdauert die Zeit so,

als gäbe es sie gar nicht.

Ein altes Blechschild, Nürburgring,

"Grosser Preis von Deutschland".

Das hängt wohl schon seit 1951

dort an jenem Bretterzaun,

wo ich es entdecke.

 

Und manches ist sicher

noch älter als alt.

Wie lange es wohl her ist,

als aus  Bäumen erst Bretter, 

und dann diese Pforte entstand,

und künstlerisch verziert

der Rahmen dazu.

Und wer wird schon alles

hier hindurch geschritten sein?

 

 

 

In den Gassen von Lorch fällt die Moderne auf, und alles andere ist,

wie es immer war.


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 Statt wie bei uns daheim überwiegend durch dunkle Wälder zu wandern, gibt´s hier was zu sehen. Weite Blicke, Burgen, der Fluß und der Wein sind allgegenwärtig. Stufenartig wäre möglich, ganz unten in Flußnähe zu gehen, oder etwas höher, oder ganz oben. Ganz oben, mit Panorama-Effekt und bester Beschilderung, da verläuft der Rheinsteig. Der Rheinsteig ist Premium-Wanderweg. Außer, dass sie besonders reizvoll angelegt sind, weisen sich Premium-Wanderwege auch dadurch aus, dass sie dem Zeitgeist folgen und eine eigene App haben. Digitale Wandernavigation ersetzt Spürnase, Orientierung und Intuition. Nachdem uns tatsächlich dann auch noch jemand begegnet, der gestützt durch die virtuelle Lady im Smartphone der Neuzeit hinterher wandert, entscheiden wir uns lieber für die Wege halb am Hang. Denn da gibt es kaum Schilder und keine App. Sensationell, yes, we can!

 

Wein ist hier allgegenwärtig. Seit Jahrtausenden wohl schon. Zu sehr anstrengenden Tätigkeiten und mühseeligen Handgriffen finden sich die Weinbauern und ihre Angestellten in den steilen Weinbergen ein. Erbe der Römer... Sie mähen, schneiden, hegen und pflegen jeden noch so kleinen Trieb. Mit teils abenteuerlichen Fahrzeugen werden bei steilster Hanglage in halsbrecherischer Fahrt die schmalen Spuren und Zwischenräume bearbeitet. Oder aber auch nur mit Handwerkzeugen. Wir haben über 25 Grad, kein Schatten. Und heute ist 1 Tag von 365 Tagen. Winzer sein ist Passion. Anders geht sowas nicht. Ungefragt Fotos davon machen, wie dort geschuftet wird, lasse ich lieber sein.

 

 

 

Junge Reben brauchen Schutz.

Der kommt heutzutage dank TETRA-Pac

in wiederverwertbarem Kleidchen daher.

Wie Jungrebenschutz vor paar hundert Jahren

ausgesehen haben mag, oder noch vor nur 20 Jahren,

weiß heutzutage sicher nur noch der Winzer.

Aber auch der bedient sich Möglichkeiten,

die es ihm vielleicht leichter machen.

Früher war nicht alles besser. Aber anders.

 

 

 

 

Heimfahrt. Suleika, adé.

Das Rheintal bei Sonne ist die Erinnerung an gestern. Donner, Blitz und Starkregen, das ist heute. Zusammenpacken ist Routine. Die Sonnenbrille ist längst in der Tasche verschwunden. Aber auch heimwärts, und auch bei Regen; der Weg ist das Ziel. Vielleicht eins von vielen, aber er ist eins. Vor allem dann, wenn das Fahrzeug paßt. Und ein T3, ja, das paßt!



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