05. - 07. Oktober 2018
"...Hatze(nport) oder Harz(burg)..."??
Mit dieser für einen VW Bus Liebhaber nicht ganz so profanen Frage bin ich durchaus entscheidungszäh durch die letzten Wochen geschliddert. Das etablierte Bustreffen, schön gelegen auf der Moselinsel Hatzenport, bildet seit vielen Jahren einen standesgemäßen Abschluß ans Jahr, an die Saison überhaupt, und damit eben auch eng verbunden an die aktive Bulli-Zeit. Zumindest trifft das für Diejenigen zu, die durch den Winter hindurch unter Bus-Entzug leiden.
Aber da gibt´s auch dieses höchst atmosphärische Oldtimer-Treffen im Harz. Und dieses Jahr paart sich das treffender Weise mit dem sogenannten Europa-Treffen der Bullifreunde. Ihr ahnt schon, wie es ausgegangen ist: Ich bin in den Harz gefahren. Die Strecke hat es in sich. Von Siegen quer durch den Kreis Wittgenstein, dann durch das Ederbergland nach Kassel, ist teils zähe Landstrasse angesagt. Und auf der dann folgend nutzbaren Autobahn, vorbei an Northeim und Göttingen, herrscht geschlossene Baustellensituation. Es zieht sich mächtig hin, spät komme ich an.
Nicht zu beschreiben sind übrigens die unfassbaren Massen an von Suizid gepeinigten Mücken,
Schnaken, Fliegen, Falter und sonstigen Flugsaurier, die sich scheinbar alle vor genau nur meine Fahrzeugfront schmeißen. Lange vor Bad Harzburg sieht mein Bus für meine Ansprüche katastrophal
aus. Die hintere Fahrzeughälfte grau-braun, die vordere klebrig, und das in gelb-grün.
"Come as you are", kräht Curt Kobain schmerzvoll aus dem Radio.
Alter, ich versteh´ dich ja, und ich weiß auch genau, was du mir sagen willst, aber das geht diesmal leider überhaupt nicht. Das kleinere Übel ist in dem Fall tatsächlich mal die mechanische Wäsche, die ich sonst tunlichst "umfahre".
Bad Harzburg, wir kommen!
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Mit Thomas bin ich verabredet. Doch bevor ich so entschleunigt neben seinem CALIFORNIA zum stehen komme, verschlägt es mir an der Anmeldung kurz die Sprache. Die Dame dort erklärt mir völlig ohne Skrupel und Schamröte, dass ich doch bitte pro Tag 15,-€ für mich und den Bus zu zahlen habe, und darüber hinaus nochmals 25,-€ für Strom. Duschen und Klo wären dann allerdings mit im Preis.
Ich wiederhole dies alles nochmal brav, und hänge die möglichst freundlich formulierte Frage hinten dran, ob ich das so richtig verstanden habe. 25,- ...??? Für Strom?
Tatsache, ich habe richtig gehört. Verstanden allerdings habe ich´s nicht. Und so nehme ich Abstand vom Strom, vergewissere mich aber noch vorsichtshalber, ob ich denn trotzdem ab und an zur Toilette darf. Puh...das geht.
Unvorstellbar, der Sommer, der eindeutig einer war, legt nochmal eine Schippe nach, und verwöhnt uns alle mit wolkenlosen 25 Grad. Kurz zur Erinnerung: Wir haben Oktober, und wir befinden uns im Harz. Dementsprechend wohlgelaunt machen sich viele Besitzer von automobilem Kulturgut auf die Räder, und es füllt sich der Platz um die Tribüne der Galopprennbahn zügig.
Passat, vom Ursprung des Wortes her ein beständiger Wind. Seinem Namen alle Ehre gemacht hat er,
immerhin seit 1977 haucht das automobile Lüftchen um den Globus.
Eine Spur von "Ostalgie" kommt hier nicht zu kurz.
Jetzt und hier könnte "come as you are" Motto sein. Alle Marken, alle Genres, jegliches Alter
bei Fahrzeugen und Besitzer. Herrlich.
Zurück in die Zukunft.
Alles zeitlose Zeitmaschinen.
Und jeder fluxt seinen Kompensator vortrefflich.
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Gerade Linien, Dach ab.
Die stabilisierenden Sicken und Knicke,
die moderne Fahrzeuge entstellen,
wurden noch mit Blechstärke überflüssig gemacht.
Ein Gerangel um schöner oder besser
erübrigt sich hier. Jedes Fahrzeug für sich
ist ein Klassiker und Trendsetter.
Lenkräder in weiß,
und dazu Sitze wie in Omas guter Stube.
Diese hellen Lenkräder mit Hupenring
sind ein wirklich eindeutiges Signal,
dass hier was vor einem steht,
was tatsächlich richtig alt ist.
In Verbindung
mit den entsprechenden Armaturentafeln,
den Dach- und Fensterschwüngen,
weist das alles die Autos aus,
die sich deutlich vom Youngtimer distanzieren.
Dass durch die Jahre hindurch
aus dem einen der andere wurde,
sozusagen als genetischer Ableger,
scheint offensichtlich.
Andererseits ist es auch schön anzusehen, wenn der eine sich selbst hinterher fährt,
und es liegt einfach keine Zeit dazwischen.
Das macht alles noch viel zeitloser.
Ich glaube, auf diesen Pick-Up sprang immer Lassie auf, während sich der Truck schon langsam in Fahrt begab. Es war jene herzzerreißend rührende Abschiedszene, die in jeder Folge dieser Tränendrüsen-Serie vorkam. Der Pick-Up fuhr los, die ersten Staubkräusel wanden sich aus den dicken Radkästen, alles untermalt vom Geräusch eines hier bei uns unbekannten Motorsounds, und jener Collie, zweimal bellend, so wie jeden Freitag, nahm Anlauf zum Sprung auf die Ladefläche. Gespannt saß ich vorm Fernseher, und ich weiß genau, was mich an diesen Bildern von damals so fesselte, dass ich es bis heute weiß. Kleiner Tipp: Der Hund war´s nicht...
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Ja, weniger ist manchmal mehr. Das gilt hier in jedem Fall.
Viele Menschen scheinen der Ansicht zu sein, mit der Wahl eines einfachen Lebens auf Unwiederbringliches verzichten zu müssen. Aber diejenigen, die es tun, sehen selten unglücklich aus. Die Zufriedenheit, die in einer bestimmten Form von Reduzierung damit einhergeht, sich auf die tatsächlich bedeutsamen Dinge konzentrieren zu dürfen, leuchtet aus allem hervor, und ist tatsächlich ansteckend. Im Kontrast zum meistens überladenen Alltag wirken solche minimalistischen Erscheinungen wie eine Offenbarung. Und wer genau hinschaut, entdeckt plötzlich bei sich selbst vieles, was ohne Nutzen erscheint oder überflüssig ist. Es kann tatsächlich so einfach sein!
CITROEN GS
Fast schon
wie von
einem anderen Stern.
Die häßlichen Entlein
sind zu Ikonen gereift.
Oder aber,
sie waren ihrer Zeit
um Lichtjahre voraus.
Wir wären demnach
erst jetzt in der Lage,
diese Klassiker
in ihrer Gesamtheit
zu verstehen.
Augen auf, kleiner Freund!
Tja, da staunt man nicht schlecht, wer sich so alles über die Jahre
in den Reihen der Klassiker etabliert hat.
Im Kaleidoskop des Tages
hier eine bunte Auswahl.
Ford A, Manta B, Scirocco, 911er,
Golf 2 GTI 16V,
Ford Gran Torino, Corvette,
Golf 2 "Country",
T3 Eiswagen, Citroen GS.
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Bemerken möchte ich hier an dieser Stelle der Vollständigkeit halber,
dass die Bezeichnung "Europatreffen der Bullifreunde" etwas vielversprechend war.
Die richtig alten, historischen VW Bullis waren regulär doch eher als Teilnehmer der Oldtimer Treffens angereist.
Und die, die hinter der Tribüne stehend als Teilnehmer des Europa-Bulli-Treffens zu nennen wären,
sind in Summe keine 10 Bullis gewesen. Mich hat´s nicht gestört, ganz im Gegenteil,
aber das füllte den Titel nur unzulänglich, vor allem für vielleicht solche,
die für´s Europatreffen weite Wege auf sich genommen haben.
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2 Tage Superlative. Herrliche Klassiker, bestes Wetter, erstklassige Stimmung, und angenehme Kontakte.
Der Himmel samt Abendlicht gibt nochmal sein Allerbestes und läßt die Tribüne als Scherenschnitt dastehen.
Das Treffen hier an der Galopprennbahn war die Reise wert.
Also, noch ein Abschlußbierchen bei Lampenschein,
auf bald mal wieder!!
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