Früher war alles anders (besser)

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  Die Uhr an meinem Handgelenk ist in etwa so alt wie ich. Mein Pkw ist seit 30, mein Campingbus seit 42 Jahren auf den Straßen. Wohnen tue ich in einem (nahezu) zeitlosen Blockhaus. In meiner Küche steht kein Thermo-Mix, und obwohl alles um mich herum zu meiner Zufriedenheit aussieht, lebe ich in keinem „Smart-Home“.

 

  Schaue ich mich um auf meiner eigenen Zeitachse, die mittlerweile auch hauchzart an der Marke 60 vorbei geflutscht ist, ist alles dabei. Wohlfühzeiten, Trauerzeiten, Begegnungs- + Trennungszeiten, gute Zeiten, schlechte Zeiten. Was ich allerdings gar nicht finden kann, ist, dass die guten Zeiten alle im Früher, und die weniger guten Zeiten eher im Jetzt liegen.

 

Es scheint, als hätte sich das übereinander gelegt. Die gute, alte Zeit ist genau jetzt!

 

Früher war alles anders.
Früher war alles anders.

 

  Verstehen kann ich es ja ein wenig. Wir Menschen vermissen Vergangenes besonders in Zeiten, die als weniger schön, weniger friedlich empfunden werden. Diese Zeiten gerade sind wohl so Zeiten. Aber auch die gab es schon immer. Die Gegenwarten waren nur andere. Unsere ist halt jetzt. Geblieben sind die Artefakte jener Tage.

 

  Meinen Spaß daran haben, dass diese alten Dinge immer noch gut funktionieren. Ist das Retro? Oder ist das normal? Mode, Musik und Film macht jedenfalls ziemlich einen auf Retro. Und als Beispiel angeführt macht da sogar der Luxushändler „Manufactum“ mit. Sein Slogan, „Es gibt sie noch, die guten Dinge“, könnte gerade von mir sein.

 

Früher war alles besser.

 

  In alten Zeiten schwelgen, also ein wenig nostalgisch sein, und das dann aktuell ausleben, das kann ich gut.

Dabei galt Nostalgie nicht durchweg als etwas Angenehmes. Ungefähr zu Ende des 17. Jahrhunderts lebte der Schweizer Mediziner Johannes Hofer. Er beschrieb mit dem Begriff "Nostalgie" das Leiden von Söldnern, die in der Fremde ihren Dienst taten. Aus seiner Sicht galt Nostalgie damals als so etwas wie eine Nervenkrankheit. Das lies sich sogar steigern. Selbst noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Nostalgie als eine psychiatrische Störung beschrieben, was in ihrer Definition einherging als eine Form von Melancholie oder Depression.

 

  Zum Glück hat die moderne Psychologie einen mittlerweile anderen Blick auf die Nostalgie. Nostalgie verursacht keinen Kummer, sondern hilft vielmehr, ihn zu bekämpfen. Das entspricht der These des britischen Professors für Psychologie, Tim Wildschut. Er ist der Überzeugung, dass nostalgisches Erinnern zu mehr Optimismus mit Blick auf die Zukunft führt. Außerdem führt er an, dass Nostalgie zur besseren Stimmung beiträgt und das Selbstwertgefühl steigert.

 

Nostalgie meint, in eine Blume zu pusten.
Nostalgie meint, in eine Blume zu pusten.

Früher war alles anders.

 

  Man, ist das schön! Die Uhr an meinem Handgelenk ist in etwa so alt wie ich. Mein Pkw ist seit 30, mein Campingbus seit 42 Jahren auf den Straßen. Wohnen tue ich in einem (nahezu) zeitlosen Blockhaus. In meiner Küche steht kein Thermo-Mix, und obwohl alles um mich herum zu meiner Zufriedenheit aussieht, lebe ich in keinem „Smart-Home“.

 

Die gute, alte Zeit ist genau jetzt.
Die gute, alte Zeit ist genau jetzt.

 (Alle Fotografien des Artikels sind analoge 35mm Aufnahmen)

 

Die gute, alte Zeit ist tatsächlich genau jetzt! Da werde ich gerne mal wieder ein wenig nostalgisch...

 


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