DT-Classics
Wechsel/Austausch Faltenbalg + Nebentätigkeiten
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Einleitung
In diesem Artikel beschreibe ich die Sanierung des Klappdaches meines T3 WESTFALIA Campers. Für mich ist es nun das zweite mal, dass ich den Faltenbalg, also das „Dachzelt“ des Campers, tausche. Erstmals 2005, damals nach gut 22 Jahren, sind es jetzt tatsächlich schon wieder 20 Jahre her. Für einen in 2005 schon als Repro-Artikel gekauften Faltenbalg bin ich mit dessen Haltbarkeit mehr als zufrieden gewesen. Schließlich ist mein Bus kein „Garagen-Prinz“ dieses Dach ist oft auf, und damit Wind, Wetter, und vor allem den UV-Strahlen ausgesetzt.
Völlig bröselig, sehr dünn, fast schon wie Papier, kaum mehr widerstandsfähig, und von einem beige-elfenbein hinüber geblichen nach so etwas wie dunkelweiß, zeigt sich das Teil nun im Endstadium seines Verschleißes.
Seit gut 3 Jahren folgt ein Flicken oder Klebestreifen dem nächsten. Damit sollte Schluss sein. Grund der längeren Wartezeit ist übrigens die oftmals nicht verfügbare Variante, die ich für meinen Bus benötige. Das wäre beige-braun, Variante vor 1985, und vor allem, mit nur einem Fenster vorne. Doch dazu später mehr.
Was auch überfällig war, ist der Wechsel der großen, umlaufenden Dichtung. An den hinteren Dachspitzen hatte sich der Metallkern durch das Gummi gerieben, und Lackschäden verursacht, die ich mit homöopathischen Hausmittelchen nicht mehr in den Griff bekam.
Ebenfalls zum zweiten mal saniere ich die Aufstellmechanik, und da vor allem das große Scharnier des Aufstellbügels. Diesem Teil habe ich vor Jahren schon einen separaten Artikel gewidmet, den ich um alle aktuellen Arbeiten ergänzt habe. Dabei ging es um den Umbau auf Kugellager. Weiter unten findet sich der entsprechende Link.
Nun also zum Wechsel des Faltenbalgs, sowie den Nebenarbeiten, die ich in einem Aufwasch hinzugenommen habe.
Flicken über Flicken. Der in die Jahre gekommene Stoff, Opfer der UV-Strahlung.
Lack-Murks am Dach.
Allgemeines
Quer durch alle Baujahre des VW T3´s erscheint das Klappdach in ein- und derselben Optik. Doch der Schein trügt, ein paar bedeutsame Unterschiede gibt es nämlich. Diese betreffen in allererster Linie die Befestigung des Faltenbalges, und darüber hinaus, die Aufstellmechanik.
Bei allen Baujahren wird der Faltenbalg unten am Busdach mittels Alu-Schienen befestigt, die eine am Stoff umlaufende Kederleiste sichert. Bei den Klappdächern der Baujahre ab ca. 1985 ist die Befestigung oben am Dach genauso. Auch dort hat der Faltenbalg am Stoff eine Kederleiste, die (wie unten) mittels Aluschienen gehalten wird.
Bei den Dächern von 1979 bis ca. 1985 ist das oben am Dach anders.
Dort wird der Stoff samt eines sogenannten Flachbandes fest getackert.
Da der Übergang dieser beiden Varianten durch Produktionsnummern,
Baujahre oder eine fixe Datumsgrenze nicht zu benennen geht,
empfehle ich bei anfallendem Wechsel des Stoffes,
oben am Dach die jeweilige Befestigungsart zu ermitteln.
Der neue Faltenbalg muss dann dem entsprechend ausgeführt sein!
(Meinen Faltenbalg habe ich individuell befestigt,
ohne das Flachband zu nutzen, siehe unten!)
Ausführungen des Faltenbalgs
In Originalausführung ab Werk haben alle Faltenbalge nur an der steil stehenden Vorderseite eine fensterartige Öffnung. Diese besteht aus einem Stoff, der mittels Reißverschluss und Klettbändern zu öffnen geht. Das darunter befindliche Fliegengitter ist ebenso zu öffnen.
Wer genau schaut, erkennt auch die Busse, bei denen der tatsächlich originale Stoffbalg schon ersetzt wurde. Die obere Kante der Öffnung verläuft beim Original in einem deutlichen Radius, und bei den Repros ist es vollständig rechteckig.
Mittlerweile hat sich etabliert, dass die Nachfertigungen fast alle 2-3 Öffnungen haben. Vorne wie gehabt, und zusätzlich seitlich in dreieckiger Ausführung entweder 1x auf der linken Seite, oder teilweise sogar beidseitig. Als etwas sinnfrei dabei empfinde ich die Tatsache, dass bei die seitlichen Fenstern das Fliegengitter nicht zu öffnen geht.
Ob das Vorhandensein von 3 Öffnungen schön ist, nützlich, oder beides, möchte ich nicht beantworten, es ist sicherlich individuell Geschmackssache. Im Hinblick auf einen historisch korrekten Bus, empfinde ich den Einbau vom Faltenbalg mit 2-3 Öffnungen allerdings fragwürdig. Zudem sollte man sich bewusst sein, 1-2 zusätzliche Stellen im Dach zu haben, die bei schlechtem Wetter nicht ganz so resistent sein werden, wie eine geschlossene Stoff-Fläche.
Je nach Baujahr und Modell gibt es auch nur genau 2 Farb-Varianten, nämlich die frühen Baujahre in beige-braun, die späteren in grau. Auch das ist vom Angebot her mittlerweile anders. Manche Hersteller/Shops bieten Faltenbalge in anderen Farben an. Auch die Materialien sind vielfältiger geworden, aber leider nicht pauschal schöner.
Ausbau des alten Faltenbalgs
Da später zum Einbau des neuen Stoffes an Orientierung nichts mehr da ist, finde ich ganz hilfreich, sich ein paar Marker zu setzen. Dazu gehört, sich vorne, wie auch hinten, die Mitte des Fahrzeugs zu markieren, wie auch die Eckpunkte, an denen die Nähte des alten Stoffes auslaufen.
Um die kleinen Schrauben der Alu-Leisten besser heraus zu bekommen, ist hilfreich, den Stoff einfach vorher kurz über dem Busdach abzuschneiden. Und da das Klappdach zum Eintackern des neuen Stoffes komplett vom Bus abgenommen werden muss, kann man den Stoff weiter oben gleich auch abschneiden und gänzlich entfernen. So ist dann beim Abnehmen der Dachschale nichts im Weg.
Um den alten Stoff mit dem neuen bzgl. Abmaße zu vergleichen, habe ich den Stoff vorne nicht heraus geschnitten. So ist möglich, vom Keder unten bis zur Befestigung oben zu messen. Je nachdem, ob man den neuen Stoff strammer, oder weniger stramm haben möchte, lässt sich das anhand der Maße beim Einbau der Neuware berücksichtigen.
Heraustrennen des alten Zeltstoffes.
An Klappdach und Busdach unten verbleiben die Reste.
Entnahme der Scharniere zwecks Lackarbeiten.
Mittig unterbauen
des Daches.
Polster und Beflockung immer gut schützen!
Abnehmen der Dachschale
Vorm Lösen des Aufstellbügels empfehle ich, das Dach ca. halb geöffnet vorne entsprechend zu unterbauen. Das macht die Entnahme der Mechanik innen leicht möglich, und man kommt an die vorderen Ecken der Dachschale immer noch gut ran, was beim Entnehmen von Vorteil ist.
Für die endgültige Entnahme der Dachschale sollten bitte 4 Personen eingeplant sein. Außerdem bitte vorher einen geeignet großen Platz vorbereiten, wo die Dachschale zur weiteren Bearbeitung auf stabilen Unterstellböcken o.ä. zu liegen kommt.
Zeltstoff heraus geschnitten,
bis auf die vordere Plane.
Gestänge mit Spanngurten fixiert,
Dach mittels Holz unterbaut.
Nach Lösen der Scharniere hinten
abgelegt zur finalen Entnahme vom Bus.
Vorbereitungen für den neuen Faltenbalg
Zu aller erst müssen die Stoffreste des alten Balges weg. Dazu die Alu-Schienen am Busdach entfernen, und in der Dachschale sämtliche Krampen. Es ist hilfreich, sich mal anzuschauen, wie weit der Stoff dort oben an den Holzrahmen angetackert wurde. Bündig mit dem Rahmen, oder eventuell sogar etwas überlappend?
Alle Hersteller/Verkäufer neuen Faltenbalge betonen intensiv, dass es „bestmöglich“ hergestellt, und so gut eben machbar, an den Maßen der Originale gefertigt wird. Heißt: Es kann minimale Abweichungen geben. Und es gibt sie...
Was anschließend bleibt, sind Arbeiten, die ich unter „schick machen“ verorten würde. Was auch dazu gehören könnte:
> Beflockung innen am Dach reinigen und ggf erneuern.
> Das klappbare Dachfenster abdichten, oder selbiges samt Aufstellmechanik erneuern.
> Sanieren der Aufstellmechanik
> Lackschäden am Dach
Abklebe-Arbeiten zur Vorbereitung weiterer Tätigkeiten.
Die teils schlecht aufgebrachten Schichten Altlack abgeschliffen.
2k-Lack nebelt stark, vollständiges Abkleben des Fahrzeugs macht Sinn.
Großer Dichtrahmen am Klappdach
Die große, umlaufende Dichtung an der Dachschale, die bei geschlossenem Dach rundum aufliegt, wird meistens als Dichtrahmen bezeichnet. Wer das Teil in Shops sucht, sollte daher diesen Begriff verwenden. Dieser Dichtrahmen ist ein recht komplexes, kompliziertes Teil. Denn abgesehen von seitlich und hinten, ist die vordere Kante breiter, und meistens an den schmaleren Rest vulkanisiert.
Meine Empfehlung: Immer das Beste kaufen, was am Markt ist, denn einzig dieser Dichtrahmen hält das geschlossene Dach samt Faltenbalg trocken!
Auch bei diesem Artikel zeigen sich leider Reproduktionsfehler, die vermeidbar wären, wenn man denn möchte. Die vordere, große Lippe, die auf der Dachwanne oder Spoiler aufliegt, ist ein paar wenige Millimeter kürzer, und vom Material her welliger, als gewünscht. Auch hier folgt überflüssige Produktion von Hirnschmalz, um alle so hinzubekommen, dass eine Dichtlippe lippdichtet.
Abziehen der alten Dichtung.
Auflageflächen reinigen.
Anpassen der neuen Dichtung.
An allen 4 Ecken kleben.
Montage des neuen Faltenbalgs
Was ich zuerst gemacht habe, ist die Kontrolle der Stoffqualität und die der Farbtreue. Zugegeben, lässt sich zumindest die Qualität nur nach Gefühl + Anfühlen ermitteln. Schade, wenn die Farbe stark vom angestrebten Original-Look abweicht. Was dann…!? Viele Optionen bleiben nicht. Machen, oder lassen, in aller Konsequenz. Dieser hier war diesbzgl. in Ordnung.
Grundsätzlich ist die Reihenfolge:
Neuen Faltenbalg ins Dach tackern, Dach auf den Bus montieren, Faltenbalg unten befestigen.
Da wir ja am Bus die Mitten und Ecken markiert haben, ist es ganz gut, vorne und hinten die Mitten des Faltenbalgs zu ermitteln. Ich habe ihn dafür gefaltet, und die Mitten am Keder mit Edding o.ä. markiert. Oben kann man ruhig den letzten Saum des Stoffes markieren, der wird nach dem Befestigen ja sowieso unsichtbar.
Ganz wichtig bei der Variante mit Keder unten UND oben: Die Dachschale liegt über Kopf! Unbedingt darauf achten, wie herum der neue Faltenbalg eingelegt und befestigt wird! Mit eigenen Augen habe ich es schon gesehen, es gibt Busse, die haben den Balg falsch herum drin, wirklich…
Individuelle Befestigung
Statt des Flachbandes zum Tackern habe ich bei mir eine eigene Methode bevorzugt. Und zwar sind Leisten aus Aluminium zum Einsatz gekommen, die ich mit etlichen Senkschrauben am einlaminierten Holzrahmen befestige. Dort, wo der Zeltstoff um die Kante verläuft (tut er beim Flachband ja auch), habe ich den abgetrennten Keder des alten Faltenbalges angeklebt. Die Rundschnur am Keder wird so zur schonenden Umlenkung.
Großer Vorteil (für mich) bei dieser Variante: Ich bin flexibler, was das Ausrichten und endgültiges Befestigen des Stoffes anbelangt. Meine Vorgehensweise ist also, wie üblich den Stoff an den Ecken und an den Seiten mit übersichtlich wenigen Krampen ins Dach zu tackern, und anschließend die Alu-Leisten drüber zu setzen und zu verschrauben.
Der abgetrennte Kederstreifen des alten Faltenbalges wird per Klebeband rückseitig an die Alu-Leiste fixiert,
so dass die Rundschnur auf der Kante zu liegen kommt.
Egal, wo bei der Montage des Faltenbalges Werkzeug zum Einsatz kommt, empfehle ich Abschirmung zum Stoff, z.B. mit einem Stück Pappe!
Strammer Sitz in den Ecken lässt sich so umsetzen.
Die fertige Montage der Alu-Leisten, erkennbar die Rundschnur.
Befestigung Keder unten
Die Alu-Leisten, die unten den Zeltstoff halten, werden mit kleinen Kreuzschlitz-Schrauben befestigt. Im Fall meines Busses waren diese teilweise "ausgenudelt", und in manchen Bohrungen drehten sie sich beim Anziehen durch. Ich habe mich daher entschlossen, neue Schrauben mit Torx zu beschaffen, und dies 0,5mm dicker. Somit ist die Befestigung wieder so, wie sie soll.
Beim Befestigen braucht es eine zweite Person, die von außen den Keder des Stoffes unter der Alu-Leiste nach innen schiebt. Bitte keine spitzen oder scharfen Werkzeuge dafür verwenden! Ich habe mir eigens eines angefertigt. Hartholz-Vierkant, das in eine 10er Stecknuss gepresst, vorne entsprechend bearbeitet.
Die Alu-Leisten zeigten an einem Stoß einen deutlichen Versatz. Das habe ich mittels Langloch entsprechend korrigiert.
Letzter großer Abschnitt ist, das Zelt unten am Bus zu befestigen. Dazu macht es Sinn, die Dachschale vorne so abzustützen, dass nicht die vollständige Höhe aufgestellt ist. Der Stoff ist dann beim Befestigen unten deutlich entspannter, und lässt sich wesentlich einfacher unter die Alu Profile schieben. Für das Anschrauben innen lassen sich Handschraubendreher, oder ein sehr kleiner Akku-Schrauber verwenden.
Die Dachschale ist wieder am Fahrzeug montiert.
Befestigen des Faltenbalgs unten steht noch aus.
Vorsicht ist die Mutter in der Blechkiste.
Besser ist, eine Pappe zwischen Schrauber und Stoff zu stellen.
Finale
Gemessen an dem, was der Repro-Faltenbalg an maßlichen Abweichungen aufweist, ist es soweit ganz gut geraten.
Die größten Probleme, wenn man das so sagen möchte, gab es bei der Passgenauigkeit von Faltenbalg und großer Dachdichtung.
Etwa 3-4 Zentimeter ist der Faltenbalg zu voluminös. Wer auch ästhetisch ansprechende Ergebnisse haben möchte, wird diverse Korrekturen in der Befestigung vornehmen müssen, oder zu Beginn extrem gut Messen. Ich werde bei Gelegenheit auch noch ein paar minimale Optimierungen vornehmen.
Euch ganz viel Freude beim Wechseln des Faltenbalges,
viel Glück mit Toleranzen und Fertigungsgenauigkeiten, und vor allem:
Viele wunderschöne Reisen im T3 wünsche ich Euch!
Weiterführend nützlicher Artikel hier auf DT-Classics:
Sanierung Aufstellgestänge; Umbau auf Kugellager
2025 © DT-Classics
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Börne (Montag, 12 Mai 2025 14:40)
Man, das sieht nach sehr viel Mühe aus so insgesamt, stark! Schade, wenn dann die Passgenauigkeit nicht mit der Arbeitsweise standhält. Ich finde dennoch, das Ergebnis kann sich sehen lassen, Glückwunsch dazu!
Dirk von DT-Classics (Montag, 12 Mai 2025 18:30)
Hallo Börne,
ja, bisschen Fein-Tuning werde ich beizeiten noch machen,
im Großen und Ganzen isses ok.
Danke fürs Reinschauen und die aufmunternden Zeilen!