WESTFALIA Ausstattung im VW Bus T3
Warum nur, mag sich vielleicht Mancher fragen, tue ich mir die Mühe an, die Inneneinrichtung auszubauen, wo doch alles so prima aussieht?
Als ich vor etwa 12 Jahren die Hohlräume der Karosserie mit Fett fluten ließ, kamen mir 2 Fragen in den Sinn. Die erste war, wie gut und wie nachhaltig das Arbeitsergebnis dieser Hohlraumkonservierung wohl im Verhältnis zu Kosten & Aufwand sein würde. Wie würde es in den Hohlräumen aussehen nach 5, 10...20 Jahren? Und die zweite Frage war, ob denn bis zum Sanktnimmerleinstag hinter Kühlschrank, Sitzecke und Schrank diese Löcher, Risse und Knicke in der Pappe der Seitenverkleidung bleiben müßten.
Die Pappe war schon übel knusprig, als ich den Bus in 2005 gekauft habe, aber es fand sich tatsächlich bislang kein entsprechender Ersatz. Entweder Form, Größe, Färbung, oder die jeweiligen Ausschnitte paßten irgendwie nicht. Oder andere "Baustellen" haben den Vorrang bekommen. Und so habe ich auf die Pappe gewartet, und auch auf den richtigen Moment. Der ist jetzt! Endlich lohnt der Aufwand, alles auszubauen. Und ganz ehrlich: Ich bin sehr gespannt, was der Mike Sanders hinter der Seitenverkleidung wohl so gemacht hat in all´ den Jahren. Ich denke, ich schaue jetzt mal rein dort...
Alles raus hier!
Löcher, Risse, Falten, und das ist nur das, was man nach Entnahme der Lehnenpolster sieht.
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Also los geht´s.
Den gesamten Ausbau in allen Schritten Detail für Detail hier aufzuführen, wäre wenig sinnvoll. Es finden sich die gesamten Abläufe in verschiedenen Reparaturleitfäden und Beschreibungen, die sich mit etwas Suche online leicht aufstöbern lassen. (Wer diesbzgl. dennoch Fragen hat, darf sich zwecks Infos gerne melden...)
Ich beschränke mich hier also auf ein paar wesentliche Dinge, gespickt mit zusätzlichen Informationen & Tipps, die meinen Erfahrungen entspringen. Eine davon ist die Erkenntnis, trotz aller zugänglichen Literatur selbst nach nur kurzer Zeit alle ausgebauten Dinge wie Schräubchen, Winkelchen, Leisten, Schienen, Kabel, Schellen etc. nicht mehr exakt zuordnen zu können. Daher empfehle ich für den Ausbau folgende Vorgehensweise, insbesondere dann, wenn man die Arbeiten zum ersten Mal macht:
> Reparaturleitfaden/Ausbauanleitung besorgen
> Jemanden zu Rate ziehen, der den Ausbau/Einbau schonmal erfolgreich gemacht hat
> Jeden Schritt chronologisch aufschreiben + fotographieren
> Alle entnommenen Kleinteile eintüten und der Entnahmestelle entsprechend beschriften
> Die Arbeitsschritte später in umgekehrter Reihenfoge unter Hinzunahme der Fotos tätigen
> Ruhe bewahren, Nerven behalten... ;-)
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Lagerhaltung:
Entnommene Kleinteile beschriften entsprechend dem Teil,
wo sie zugehören. Die verschließbaren Beutelchen
dann stirnseitig per Tacker an einer unfunierten Stelle befestigen, wo kein Schaden entsteht. Man kann auch Klebeband nehmen. Je nach Dauer bis zum Wiedereinbau ist das aber erwartungsgemäß samt Tüte abgefallen,
nicht mehr zuzuordnen, oder das Entfernen der Klebereste
ist später mehr Aufwand, als alles andere.
Detail-Optimierung:
Ich vermute, ihr kennt das auch.
Irgendwann purzeln die eingenagelten Bodenträger
aus den viel zu groß gewordenen Löchern.
Das Brett kippt, und die Ladung liegt kopfüber im Küchenblock. Ich ersetze daher die Nägel durch kleine Schrauben. Originalplatz bleibt ja bestehen, Löcher sind
sozusagen schon "vorgebohrt", alles bleibt fest.
Peripherie:
Wir haben Großbaustelle, und der Winter ist lang.
Warum also nicht generell ein paar Verschönerungen
in der Umgebung vornehmen? Die Abschlußleiste aus Metall, die oben auf der vorderen Blende der Sitzbank ist,
hat etliche Lackschäden, die beim Zuklappen der Bank entstanden sind, oder beim Beladen derselben.
Ich habe das Teil ausgebaut und neu lackiert.
Ich finde, ein guter Gesamteindruck entsteht immer aus der Summe möglichst intakter Einzelteile. Der Blick auf einen hochwertigen
Gesamteindruck erfasst genau das, auch wenn es einem erstmal gar nicht so auffällt. Wer sich mal die Mühe gemacht hat, einen Vorher-/Nachhereffekt von überarbeiteten Bereichen zu analysieren, der
weiß, was ich meine.
An die Unterseite der Sitzfläche habe ich 2 selbstklebende Gummistreifen angebracht. je nach Position (Sitzbank oder Schlaffläche)
kommt der Streifen auf der Metallkante zur Auflage. Kann man machen, muß man sicher nicht. Mir machts allerdings Spass, dem Ergebnis einer abgeschlossenen Arbeit möglichst lange Lebenserwartung
zu schenken.
Hauptbefestigungen des Küchenblocks sind tatsächlich nur:
1.) Die große Schraube am Boden 2.) Der Winkel zur B-Säule hin
Der Küchenblock und das flache Staufach daneben sind (je nach Modell) mit 2-4 Gewindeschrauben gegeneinander gezogen. Die Einziehmuttern befinden sich in der Seitenwand des Küchenblocks,
eine davon ist gleichzeitig die Befestigung der Tischrohr-Aufnahme.
"Es wird schon nichts passieren!"
Wer weiß das schon...?
Ich verlasse mich lieber darauf,
allen denkbaren Eventualitäten
vorab erst gar kein Futter zu geben.
Lieber 10 Minuten Vorsorge,
als später 10 Jahre Kratzer spähen.
Es mag vielleicht so sein, dass man damals bei WESTFALIA angenommen hat, niemand würde jemals nochmal diese Einrichtung entfernen müssen. Von daher ist die Reihenfolge beim Einbau sicher so gewählt worden, wie es aus Herstellersicht am Besten umsetzbar war. Zwei Umständlichkeiten ergeben sich aber daraus, und sie zeigen sich dem, der dann doch damit beschäftigt ist, einen (Teil-)Ausbau vorzunehmen.
Umständlichkeit Nr. 1:
Als technisch wenig gut gelöst empfinde ich die Möglichkeit, das niedrige Staufach zu entnehmen, welches über dem Frischwassertank sitzt.
Im vorliegenden Fall müßte nämlich erst
der gedrallte Einfüllschlauch vom Frischwasser entnommen werden, der am Einfüllstutzen außen, sowie am Stutzen des Tanks sitzt.
Problem:
Der Stutzen des Tanks ist ebenfalls gedrallt. Zum Entnehmen müßte also der Schlauch (einem Gewinde gleich)
etliche Umdrehungen verdreht werden. Dazu wäre nur nötig, die andere Seite am Einfüllstutzen vorab zu lösen. An diese Stelle kommt man von innen aber gar nicht dran, da sie hinter der
Seitenverkleidung sitzt.
Lösung:
Mittels Säge habe ich die am Foto eingezeichneten Schnitte vorgenommen, und so das ovale Loch im Brett zur Seite hin geöffnet. Der Schlauch kann nun am Tank bleiben. Lediglich etwas zur Seitenwand gedrückt, entsteht die Möglichkeit, das Staufach einfach
nach oben zu entnehmen.
Später, wenn wieder alles an Ort und Stelle sitzt, befestige ich das ausgesägte Stück mittels Alu-Blech an
seiner alten Stelle. Sieht vollständiger aus, der Schlauch bleibt dort, wo er hingehört, und das Brett hat nahezu dieselbe Stabilität, wie auch vorher.
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Umständlichkeit Nr. 2:
Das Bild oben mittig zeigt, dass der Frischwasserschlauch im nicht
zugänglichen Bereich hinter der Seitenverkleidung am Einfüllstutzen befestigt ist. Wie bekommt man den jetzt dort ab? An diese Schelle (auch an die des Entlüftungsschlauches vom Tank!) kommt man
nicht, ohne entweder außen die gut abgedichtete Einfüllklappe zu entfernen, oder im Inneren besagte Verkleidung zu entfernen. Löst man aber diese zuerst, hängt sie über den vorab nicht
demontierbaren Schläuchen fest. Das geht besser, wie ich finde, und zwar folgendermaßen:
An die Stelle, wo alle Schläuche hinter der Pappe zur Seitenwand des Busses führen, habe ich statt Löcher diesen Schieber eingebaut. Er macht möglich, die Wasserschläuche und Kabel vor Einbau der Seitenverkleidung anzubringen. Ist dies geschehen, kann ich den Schieber einsetzen. Die Schläuche können somit nicht verrutschen, und die Pappe bekommt nochmals Steifigkeit in diesem Bereich. Die unten nötige kleine Aussparrung für die Kabel fertige ich nach Anprobe im Fahrzeug nachträglich an.
Bei der Wahl der neuen Seitenverkleidung habe ich Abstand genommen vom ´83er Original, bei dem diese glatte "Dezifix"-Folie drauf ist. Zum Einsatz kommt jetzt das Material, das wir im WESTFALIA T3 auch im Dach des Fahrerhauses finden, bzw. im hinteren Dachbereich vor dem Hängeschrank. In meinem Fall verwende ich die großen Platten, die aus der Variante mit Hochdach stammen. Phantastisch daran: Sie sind fuschneu, nie verbaut gewesen, und auch groß genug, um etwas anzufertigen, bei dem später keinerlei Fugen im Sichtbereich liegen.
Die alte Pappe als Vorlage nutzend, säge ich mir aus den neuen Teilen alles zu einem Puzzle zusammen. Vorgabe ist, später nirgends die Verbinder zu sehen. Hier am Foto noch weiß, finden sich dies Verbinder später in hell-elfenbein lackiert.
Die Verkleidung ist übrigens beige-braun, was hier auf den Fotos etwas uneindeutig ist. Die einzelnen Teile der Verkleidung sind alle per 2K-Kleber in die Verbinder geklebt. Vom Handling her ist alles gut fest und macht nicht den Eindruck eines wabbeligen Puzzles.
Die eingebauten Verkleidungen stoßen dort aneinander,
wo es später nach Auflegen der Polster nicht mehr sichtbar ist.
Außer der Arbeit an den Seitenverkleidungen
habe ich auch die Gelegenheit beim Schopfe gepackt, den sowieso schon ausgebauten Kühlschrank
zu revidieren! Der gesonderte Beitrag dazu
findet sich hier >>>
Butter bei die Fische!!!
Völlig jungfräulich und fleckenlos: Die Isolierung. Entgegen aller Unkenrufe, wie schlecht diese Wolle sein soll, entpuppt sich hier das Gegenteil.
Der Aspekt, dass Iso-Wolle Wasser bindet,
stimmt halt nur dann,
wenn überhaupt welches reingelangt!
Wie schaut´s, Herr Sanders?
Die Matten entnommen, zeigen sich die damals aufgebrachten Fettbänder in bester Kondition. Es sieht tatsächlich so aus, wie gestern eingebracht.
Es begeistert und beruhigt zugleich. Und was viel wichtiger ist: Es bestätigt die Richtigkeit, solche Dinge zu tun, bevor der Rost überhaupt erst beginnen kann.
In die nach oben führenden Hohlräume bringe ich per langer Lanze noch Fluid Film ein. Wahrscheinlich gar nicht mal zwingend nötig, ist eher ein Beruhigungs-Plazebo. In nächster Zeit werde ich hier aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mehr tätig werden müssen.
Bevor es an den Wiedereinbau von Seitenverkleidungen und Küchenblock geht, habe ich das rückseitige Gitter des Küchenblocks aufgearbeitet. Da war über die Jahre der Lack stellenweise ziemlich bröselig und großflächig von Rost unterwandert.
Einmal dran, sind die meisten Arbeiten auch wirklich eher Fleißeinsätze, als komplizierte Schwierigkeiten. Neu und schön, das ist einfach. Dazu braucht man nur ins nächste Autohaus zu gehen, und sich was ansehen dazu.
Dem Charme, den etwas Altes verströmt, dem man die Jahre am Buckel dann doch nicht so wirklich ansieht, dem verfalle ich jedesmal.
Alles wieder eingebaut, die Peripherie bestmöglichst gereinigt, alles funktioniert, Kühlschrank läuft! Da frage ich mich immer, wie man das vorher so wahrgenommen, bzw. so lange ausgehalten hat.
Also, gutes Gelingen bei allen euren Aktionen!
Umfassenden Informationen
über den T3 WESTFALIA Club Joker
der Baujahre 1983-85 finden sich hier >>>
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